Der Kukitzer Schulze war ein kluger Kopf, daher fragte man ihn überall um Rat, wo man dessen bedurfte.
So war es einst, dass das Dorf Saritsch keinen Namen hatte. Von der Obrigkeit aber war eine Verordnung ausgegangen, dass jedes Dorf seinen Namen haben sollte. Was sollte man anfangen? Selber wussten sie keinen Namen, da schickten sie nach dem Kukitzer Schulzen, dass er ihnen einen Dorfnamen riete. Das gelang ihm auch bald, was im ganzen Dorf Verwunderung hervorrief. Als der Schulze ins Dorf zum Dorfvorsteher gekommen war, welcher in liebenswürdig bewillkommnete, siehe, da erhob sich plötzlich ein Rufen, dass das ganze Dorf zusammenlief. Der Dorfvorsteher lief mit dem Schulzen auch hinaus, damit sie sähen, wodurch solcher Lärm entstanden sei. Siehe da! Der Nachbarin war ein Schwein aus dem Hofe ins Dorf entlaufen, und sie konnte es nicht erlangen. Da lief die Nachbarin aus dem Hofe heraus und rief ihr zu: „Popań to swinjo za rić, Popań to za rić, to je hnydom změješ.“ (packe das Schwein am A…, pack es am A…, da hast du’s gleich!)
Dem Kukitzer Schulzen aber hellte sich das Gesicht auf, und lächelnd sagte er zum Dorfvorsteher: „Sieh doch, Bruder, ein ganz herrlicher Name wird inmitten eures Dorfes gerufen, za rić, za rić. Daher wird es auch am besten sein, dass euer Dorf Saritsch heißt.“ Der Dorfvorsteher runzelte die Stirn ein wenig und sagte: „Ja, mag es so heißen!“ Der Kukitzer Schulze aber reichte ihm die Hand und ging Lebewohl sagend seiner Wege.
Aus “Sagenbuch des Königsreich Sachsen“ von Dr. Alfred Meiche, Leipzig 1903