Geschichte des Rittergutes

Der Anfang

Der Herrensitz (Ersterwähnung 1412) in Saritsch geht auf eine mittelalterliche Wasserburg zurück deren Reste in einer wasserreichen Geländesenke  am südöstlichen Ortsrand nachgewiesen worden sind. Das Herrenhaus umschloss ein Wallgraben, den man bei Gefahr fluten konnte. Im 16.Jh. hat man diese, durch Gräben gesicherte Befestigung, verlassen und am nordöstlichen Dorfrand den noch heute bestehende Rittergutshof angelegt.

Das Rittergut hatte eine Größe von 114 ha, davon 86 ha Feld, 17 ha Wiese, 8 ha Wald, bewirtschaftete eine Sandgrube und hielt Pferde, Rinder, Schafe und Schweine.

Es besaß die Obergerichtsbarkeit, was die gerichtliche Entscheidung über alle vorkommenden Gerichts- und Verwaltungsfälle bedeutete.

Um 1600 besaß Hans von Ponickau auf Prietitz, Amtshauptmann von Bautzen, die Güter Saritsch u Loga, er verkaufte sie

1607 an Friedrich von Lutitz auf Milstrich.

Ab ca. 1623 war der Budissiner Hofrichter Heinrich von Zezschwitz (geb.1583) auf Lubachau und Kleinwelka der Besitzer. Ab diesen Datum blieb das Rittergut Saritsch 100 Jahre im Besitz der Familie von Zezschwitz (3 Generationen).

Bockwindmühle auf dem Windmühlenberg

Bockwindmühle auf dem Windmühlenberg

1722 kam das Gut durch Hans Christoph von Theler für ca. 220 Jahre (bis 1946) in Besitz der Familie von Theler für 16.600 Taler. Da die Nachfahren aber meist weiblich waren (Ahnenbaum pdf oder Stammbaum), und es früher üblich war, den Namen des Mannes anzunehmen, titulieren oberflächliche Betrachter dies als Besitzerwechsel, außerdem waren auch Verkäufe innerhalb der Familie üblich.

1733 ließ Hans Christoph von Theler westl. von Saritsch die Bockwindmühle errichten

1740 verkaufte er seiner Frau das Gut und die Pertinentien für 18.000 Taler

1745 wurde die Schmiede an Pächter Georg Zimmermann verkauft.

1750 verkaufte die Witwe den Besitz für 22.000 Taler an die Tochter Erdmuth Magdalena Schulze, geb. von Theler, Ehe mit Pfarrer von Königswartha, im gleichen Jahr erfolgte der Verkauf der Windmühle an Christian Schneider

1772 ging der Besitz durch Erbschaft an Tochter Erdmuthe Wilhelmine Fiedler, geb. Schulze,

Ä1806

Ä 1806

1805 erbte ihr Sohn Carl Gottlob Fiedler das Gut, er war der letzte Besitzer und Erbherr des Dorfes. Er förderte u.a. den Bau der Schule in Saritsch.

Budissiner Nachrichten 1844

Budissiner Nachrichten 1844

1847 wurde sein Sohn Ernst Maximilian Fiedler sein Nachfolger, er zahlt ein jährliche Rente von 720 Taler an seinen Vater. 1856 verzichten seine älteren Geschwister Henriette von Döring auf Purschwitz geb. Fiedler und Carl Friedrich Fiedler.

1898 kommt die Schweizer Familie Wälti für 4 Jahre auf den Hof als Helfer. 1902 verlässt die Familie Wälti den Hof ohne den 6 jährigen Sohn Jacob. Der lebt weiter auf dem Hof und wird von den Fiedlers unterstützt: Er ging 8 Jahre in die Volkschule in Saritsch und besuchte anschließend 3 Jahre die Landwirtschaftliche Lehranstalt in Bautzen.

1902, nach dem Tod von Ernst Maximilian Fiedler, erbten und bewirtschafteten  Max, Liddy und Susanna Fiedler das Gut. Die seit 1872 nach Obergersdorf verheiratete Schwester, Thekla Sidonie von Hartmann, wird ausbezahlt.

MT1906

MT1906

Seit der Schulentlassung beteiligte sich Jakob Wälti an der Verwaltertätigkeit des Rittergutes, die er dann 1915 nach dem Tod von Max Ehrenfried Fiedler selbst übernahm.

1922 heiratet Jacob Wälti, bekommt ein neues Haus gebaut (Pächterhaus) und schließt einen Pachtvertrag mit Fiedlers ab (gilt mit Verlängerung bis 1962).

MT 1923 - Nutzung der Gebäude

MT 1923 – Nutzung der Gebäude

1932 drohte die Versteigerung des Hofes.

1937 erwarb Wälti die deutsche Staatsangehörigkeit, einer Adoption durch Susanna Fiedler wurde nicht stattgegeben.

Familie Wälti

1941 starb Susanna Fiedler, die letzte Bewohnerin des Schlosses, im Sinne einer
gutsherrlichen Herrschaft. Dann erbte, die seit 1872 nach Obergersdorf verheiratete und ausbezahlte Schwester, Thekla Sidonie von Hartmann das Gut.

1945

Im September 1945 versuchte Jakob Wälti die Anerkennung als Saatgut- und Viehzuchtwirtschaft (Weizen- u Kartoffelanbau, Pferdezucht, Rinderzucht) zu erlangen.

1945 ging das Gut durch Erbschaft an Enkel Max Günter von Hartmann (Ahnenbaum).

Ende November 1945 wurde der Pächter Jacob Wälti bei der Bodenreform enteignet und mußte den Hof mit seiner Familie und nur wenigen Habseligkeiten verlassen.

Ab 1946 Ansiedlung von Neubauern, die die Flächen bewirtschafteten.

1953 Gründung einer LPG vom Typ 1,

Um 1960 Blick auf v. l. Gesindehaus, Inspektorhaus und Taubenhaus

Um 1960 Blick auf v. l. Gesindehaus, Inspektorhaus und Taubenhaus (Ziegenbalg)

 

Um 1960 Blick auf Scheune mit Heuboden Richtung Hubina

Um 1960 Blick auf Scheune mit Heuboden Richtung Hubina (Ziegenbalg)

Bis 1963 Zwangskollektivierung: Es wurden alle Flächen in die  LPG eingegliedert. Nach der LPG-Gründung befand sich auf dem Hof des Rittergutes eine Maschinenausleihstation (MAS) und später Maschinen-Traktorenstation (MTS).

Ab 1970 war der Hof Bestandteil der LPG Tier- und Pflanzenproduktion Großwelka. Mit der weiteren Spezialisierung wurde hier die Futterproduktion untergebracht.

Nachwendezeit

Seit 1991 ist der Hof Betriebssitz der Saritscher-Agrar GmbH, ein Tochterunternehmen der LVH GmbH & Co. Dienstleistungs  KG Schwarzadler.