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Ein Gedanke zu „Willkommen Interessierte!“
Herrenhaus Saritsch – eine Wiedergeburt
von Michael Hümmeler
Winter 2010: Blassbunte Mustertapeten, in dunklem braun gefasster Deckenstuck, weich einsinkende Kunstoffußbodenbeläge, karamellfarbene Öfen und der charakteristische „Duft“ nach DDR. Dennoch – das ehemaligen Herrenhaus von Saritsch, dass bis zum 2. Weltkrieg als herrschaftlicher Sitz eines ansehnlichen Landgutes bewohnt wurde und nun seit Jahren leersteht.
Was sich bei einer ersten Besichtigung zeigt, ist freilich die Hinterlassenschaft der letzten Nutzer: der Gemeinde Saritsch.
Nach der Enteignung der ursprünglichen Besitzer im Jahre 1946 wird das Herrenhaus nach und nach zum Gemeindezentrum umgenutzt, ein Umstand, dem der Erhaltungsstatus, den wir heute antreffen, zu verdanken ist!
Eine e-mail, ein Anruf, ein Termin wird vereinbart und ich lerne Familie Triebs, die neuen Eigentümer des Herrenhauses kennen. Es ist ein sehr kalter, sonniger Wintertag, außen und innen klirrte der Frost – ich stehe in der bizarren Schönheit eines verlassenen Herrenhhauses……….
Sachsen fördert den ländlichen Raum mit dem Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzept (ILEK). Ziel ist es, die Strukturen und Lebensbedingungen im ländlichen Raum zu festigen und zu verbessern. Das Förderprogramm ist nach verschiedenen Aspekten ausgelegt, so auch die Förderung junger Familien im ländlichen Raum. Gefördert werden auch private Einzelmaßnahmen, die der Sicherung und Fortentwicklung vorhandener Substanz zu Wohnzwecken dient.
Im vorliegenden Fall profitieren eine junge Familie, ein denkmalgeschütztes Herrenhaus sowie ein kleiner Ortsteil von Neschwitz in der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft: Saritsch.
Im Neschwitzer Ortsteil Saritsch nordwestlich von Bautzen steht seit 1993 das ehemalige Herrenhaus des Guts Saritsch leer. 1946 wurde das Gut der Familie enteignet und im Rahmen der Bodenreform aufgeteilt. Während der DDR Zeit wurde das Herrenhaus zum Gemeindehaus umgenutzt – gängige Praxis im neuen deutschen Staat nach dem zweiten Weltkrieg. Hierzu wurde die historische Innenstruktur stark verändert. z.B. wurden im Obergeschoss die Innenwände zur Hofseite komplett beseitigt um einen großen Saal zu erhalten. Andere Nutzungen wie ein Raum für den Jugendclub, die Gemeindeschwester, sowie im Erdgeschoss Räume für die Gemeindeverwaltung, eine Gaststätte und die Räume eines Konsums ergänzten die öffentlich Nutzung des herrschaftlich angelegten Gebäudes. In einem Bereich des großzügigen Treppenhauses wurden die Toilettenanlagen eingebaut. Der jahrelange Leerstand hat dem denkmalgeschützten Objekt weiter zugesetzt. Die klassizistische Fassade, die durch ihre Spitzbögen an venezianische Vorbilder erinnert, ist nur noch in Fragmenten erhalten.
2009 erwarb die bereits auf dem Hof lebende Familie Triebs das Herrenhaus um das Wagnis der Renovierung des Hauses anzugehen. 2010 wurde der Verfasser in seiner Funktion als Architekt von den neuen Eigentümern beauftragt, eine Konzeption für die Renovierung zu erarbeiten, sowie die Verhandlungen mit den Denkmalschutzbehörden und den zuständigen Förderstellen im Landkreis Bautzen aufzunehmen.
Das Saritscher Herrenhaus, im Allgemeinen als „Schloss“ bezeichnet, wurde unter Verwendung eines Vorgängerbaus vermutlich von dem Zittauer Architekten Carl August Schramm um 1860 errichtet. Zum Hof zeigt es eine neunachsige Fassade mit fünfachsigem Mittelrisalit, in dessen Mitte sich der Haupteingang befindet. Der Mittelrisalit ist durch aufwändigere Stuckausbildung betont. Alle Fensteröffnungen sind Rundbogenfenster. Auf der Gartenseite ist ein weiterer Risalit, der um ca. zwei Meter aus der Fassade hervorsteht und mit einem eigenen flachen Satteldach gedeckt ist. Hier befindet sich das Treppenhaus.
Im Erdgeschoss befinden sich zum Teil Räumlichkeiten, die mit Kreuzgratgewölben überdeckt sind, eine geräumige Treppen- und Eingangshalle sowie die ehemalige Gutshausküche mit Nebenräumen. Das Obergesschoss beherbergte die Salons und Privaträume. Eine genaue Aufteilung konnte im Obergeschoss erst nach dem Ausbau des Parketts des mittlerweile dort eingerichteten großen Saales aus sozialistischer Zeit ermittelt werden. Zutage kam der Grundriss einer vier Räume umfassenden Enfilade, also einer Raumflucht mit axial angelegten Türen, zur Hofseite hin. Das Dachgeschoss ist nicht ausgebaut, hier befinden sich lediglich Abstellkammern.
Carl August Schramm war von 1829 bis 1834 Mitarbeiter des berühmten preussischen Architekten Karl Friedrich Schinkel und errichtete nach dessen Plänen untere anderem das Zittauer Rathaus. Die genaue Urheberschaft des Saritscher Herrenhauses ist zwar nicht ermittelbar, jedoch liegt die Vermutung nahe, dass Schramm der Architekt war, vergleicht man das Saritscher Herrenhaus mit anderen seiner in der Region vorhandenen Bauten. Besonders die Behandlung der Ecklisenen und die Gestaltung der Fensterbögen bestärken die Annahme der Urheberschaft Schramms.
Ende 2011 konnte mit allen beteiligten Behörden sowie der Förderstelle Einvernehmen hergestellt werden, sodass im Laufe des Jahres 2012 die Baumaßnahmen beginnen können.
Die Fassade wird denkmalgerecht restauriert, sodass das Haus seine ursprüngliche Erscheinung wieder erhält. Im Inneren wird einiges zurückgebaut und heutiger Standart eingeführt. Die Fläche wird in drei Einheiten unterteilt um maßstäbliche Nutzungseinheiten zu erhalten.
Am Ende wird eine fünfköpfige Familie das alte Haus mit neuem Leben füllen.
Hierzu wünsche ich Familie Triebs alles erdenklich Gute!
Herrenhaus Saritsch – eine Wiedergeburt
von Michael Hümmeler
Winter 2010: Blassbunte Mustertapeten, in dunklem braun gefasster Deckenstuck, weich einsinkende Kunstoffußbodenbeläge, karamellfarbene Öfen und der charakteristische „Duft“ nach DDR. Dennoch – das ehemaligen Herrenhaus von Saritsch, dass bis zum 2. Weltkrieg als herrschaftlicher Sitz eines ansehnlichen Landgutes bewohnt wurde und nun seit Jahren leersteht.
Was sich bei einer ersten Besichtigung zeigt, ist freilich die Hinterlassenschaft der letzten Nutzer: der Gemeinde Saritsch.
Nach der Enteignung der ursprünglichen Besitzer im Jahre 1946 wird das Herrenhaus nach und nach zum Gemeindezentrum umgenutzt, ein Umstand, dem der Erhaltungsstatus, den wir heute antreffen, zu verdanken ist!
Eine e-mail, ein Anruf, ein Termin wird vereinbart und ich lerne Familie Triebs, die neuen Eigentümer des Herrenhauses kennen. Es ist ein sehr kalter, sonniger Wintertag, außen und innen klirrte der Frost – ich stehe in der bizarren Schönheit eines verlassenen Herrenhhauses……….
Sachsen fördert den ländlichen Raum mit dem Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzept (ILEK). Ziel ist es, die Strukturen und Lebensbedingungen im ländlichen Raum zu festigen und zu verbessern. Das Förderprogramm ist nach verschiedenen Aspekten ausgelegt, so auch die Förderung junger Familien im ländlichen Raum. Gefördert werden auch private Einzelmaßnahmen, die der Sicherung und Fortentwicklung vorhandener Substanz zu Wohnzwecken dient.
Im vorliegenden Fall profitieren eine junge Familie, ein denkmalgeschütztes Herrenhaus sowie ein kleiner Ortsteil von Neschwitz in der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft: Saritsch.
Im Neschwitzer Ortsteil Saritsch nordwestlich von Bautzen steht seit 1993 das ehemalige Herrenhaus des Guts Saritsch leer. 1946 wurde das Gut der Familie enteignet und im Rahmen der Bodenreform aufgeteilt. Während der DDR Zeit wurde das Herrenhaus zum Gemeindehaus umgenutzt – gängige Praxis im neuen deutschen Staat nach dem zweiten Weltkrieg. Hierzu wurde die historische Innenstruktur stark verändert. z.B. wurden im Obergeschoss die Innenwände zur Hofseite komplett beseitigt um einen großen Saal zu erhalten. Andere Nutzungen wie ein Raum für den Jugendclub, die Gemeindeschwester, sowie im Erdgeschoss Räume für die Gemeindeverwaltung, eine Gaststätte und die Räume eines Konsums ergänzten die öffentlich Nutzung des herrschaftlich angelegten Gebäudes. In einem Bereich des großzügigen Treppenhauses wurden die Toilettenanlagen eingebaut. Der jahrelange Leerstand hat dem denkmalgeschützten Objekt weiter zugesetzt. Die klassizistische Fassade, die durch ihre Spitzbögen an venezianische Vorbilder erinnert, ist nur noch in Fragmenten erhalten.
2009 erwarb die bereits auf dem Hof lebende Familie Triebs das Herrenhaus um das Wagnis der Renovierung des Hauses anzugehen. 2010 wurde der Verfasser in seiner Funktion als Architekt von den neuen Eigentümern beauftragt, eine Konzeption für die Renovierung zu erarbeiten, sowie die Verhandlungen mit den Denkmalschutzbehörden und den zuständigen Förderstellen im Landkreis Bautzen aufzunehmen.
Das Saritscher Herrenhaus, im Allgemeinen als „Schloss“ bezeichnet, wurde unter Verwendung eines Vorgängerbaus vermutlich von dem Zittauer Architekten Carl August Schramm um 1860 errichtet. Zum Hof zeigt es eine neunachsige Fassade mit fünfachsigem Mittelrisalit, in dessen Mitte sich der Haupteingang befindet. Der Mittelrisalit ist durch aufwändigere Stuckausbildung betont. Alle Fensteröffnungen sind Rundbogenfenster. Auf der Gartenseite ist ein weiterer Risalit, der um ca. zwei Meter aus der Fassade hervorsteht und mit einem eigenen flachen Satteldach gedeckt ist. Hier befindet sich das Treppenhaus.
Im Erdgeschoss befinden sich zum Teil Räumlichkeiten, die mit Kreuzgratgewölben überdeckt sind, eine geräumige Treppen- und Eingangshalle sowie die ehemalige Gutshausküche mit Nebenräumen. Das Obergesschoss beherbergte die Salons und Privaträume. Eine genaue Aufteilung konnte im Obergeschoss erst nach dem Ausbau des Parketts des mittlerweile dort eingerichteten großen Saales aus sozialistischer Zeit ermittelt werden. Zutage kam der Grundriss einer vier Räume umfassenden Enfilade, also einer Raumflucht mit axial angelegten Türen, zur Hofseite hin. Das Dachgeschoss ist nicht ausgebaut, hier befinden sich lediglich Abstellkammern.
Carl August Schramm war von 1829 bis 1834 Mitarbeiter des berühmten preussischen Architekten Karl Friedrich Schinkel und errichtete nach dessen Plänen untere anderem das Zittauer Rathaus. Die genaue Urheberschaft des Saritscher Herrenhauses ist zwar nicht ermittelbar, jedoch liegt die Vermutung nahe, dass Schramm der Architekt war, vergleicht man das Saritscher Herrenhaus mit anderen seiner in der Region vorhandenen Bauten. Besonders die Behandlung der Ecklisenen und die Gestaltung der Fensterbögen bestärken die Annahme der Urheberschaft Schramms.
Ende 2011 konnte mit allen beteiligten Behörden sowie der Förderstelle Einvernehmen hergestellt werden, sodass im Laufe des Jahres 2012 die Baumaßnahmen beginnen können.
Die Fassade wird denkmalgerecht restauriert, sodass das Haus seine ursprüngliche Erscheinung wieder erhält. Im Inneren wird einiges zurückgebaut und heutiger Standart eingeführt. Die Fläche wird in drei Einheiten unterteilt um maßstäbliche Nutzungseinheiten zu erhalten.
Am Ende wird eine fünfköpfige Familie das alte Haus mit neuem Leben füllen.
Hierzu wünsche ich Familie Triebs alles erdenklich Gute!